KOSTENLOSER NAHVERKEHR – EINE GUTE IDEE ODER NUR BLINDER AKTIONISMUS?

Die Bundesregierung überlegt den öffentlichen Nahverkehr kostenlos zu machen, um die Schadstoffgrenzwerte der EU zu erfüllen. Aber ist das eine gute Idee, die allen Bürgern das Leben leichter und gleichzeitig die Luft sauberer machen würde, oder doch nur Geldverschwendung?
Dass der ÖPNV umweltverträglicher als das eigene Auto ist, lässt sich kaum bestreiten. Allerdings würde ein kostenloser Nahverkehr trotzdem nicht automatisch zu deutlicher besserer Luft führen, da meiner Meinung nach ein großer Anteil weiterhin auf den Individualverkehr setzen wird. Denn die Kosten sind nicht der einzige Punkt, warum Leute Bus und Bahn lieber meiden. Die Probleme gehen bei Unpünktlichkeit oder zum Teil dreckigen Bahnen weiter und führen über lange Fahrzeiten zu der Nichterreichbarkeit einiger Orte. Und letztendlich ist es deutlich einfacher den Wocheneinkauf im Kofferraum des Autos nach Hause zu bringen, als ihn im Bus zu transportieren.
Aber gehen wir erstmal davon aus, dass das Angebot besser angenommen wird. Dann würde sich die nächste Frage stellen. Wer soll das finanzieren?
Denn auch wenn sich kostenloser Nahverkehr erstmal gut anhört, kostenfrei ist er nicht. Statt den wirklichen Nutzern, zahlen nun alle Steuerzahler in Deutschland, egal ob man den Bus benutzt oder nicht. Es würden zudem den Haushalt enorm belasten und das Ziel eines ausgeglichenen Haushalt ohne Schulden weiter gefährden. Eine generationengerechte Politik sieht anders aus.
Diese Maßnahme zur Senkung der Schadstoffbelastung würde auch von Leuten bezahlt, die nicht davon profitieren. Der Bevölkerung des ländlichen Raums hilft eine bessere Luft in Großstädten nicht weiter, während sie den kostenlosen ÖPNV nicht nutzen kann, da dieser ganz einfach nicht vorhanden ist. Bei einer geringen Bevölkerungsdichte und gleichzeitig weitläufigen Strecken lohnt es sich häufig nicht, eine ausreichende Anzahl an Verbindungen aufrecht zu erhalten. Dadurch würden sie für eine Leistung zahlen, die sie gar nicht erhalten können.
Diese einseitige Bevorteilung der Stadtbevölkerung könnte zu einer weiteren Urbanisierung führen. Dieses Problem besteht schon jetzt und statt es mit solchen Aktionen weiter zu verstärken, sollte man stattdessen versuchen entgegenzuwirken.
Das Ziel sollte weiterhin sein, dass möglichst viele Menschen den Nahverkehr nutzen. Allerdings ist es sinnvoller, diesen durch beispielsweise eine Verbesserung des Service attraktiver zu machen, als mit dem Gießkannenprinzip Geld zu investieren, von dem ein Teil der Bevölkerung nicht mal investiert.
Es zeigt sich erneut, dass die Bundesregierung lieber blinden Aktionismus an den Tag legt, anstatt Deutschland mit kreativen und sinnvollen Ideen voranzubringen.
Der Inhalt der Blog-Beiträge spiegelt die Privatmeinung der einzelnen Autoren wieder und ist nicht zwingend Beschlusslage der Jungen Liberalen Hessen.