MOGELPACKUNG

Wenn man früher ein Schild vor einem Lokal hängen sah, auf dem stand „Zum Löwen“, dann wusste man Hundertprozentig: Da handelt es sich um ein gutbürgerliches Speiselokal. Und „Zum letzten Heller“ war sicherlich eine Eckkneipe mit reichlich Bier. Zu jener Zeit entstand auch aus zwei verschiedenen Strömungen klar und leicht verständlich die Freie Demokratische Partei.
Es kam die Ära, in der junge Kneipenwirte alles anders nennen wollten. Eine verrückte Taufidee jagte die nächste: „Bimmel“ oder „Backstube“ oder „Podium“. „Forum Galilei“ war eine Studentenkneipe, da brauchte man gar nicht erst nachzuschauen.
In dieser Zeit wurde zwecks besserer Imagebildung aus Freien Demokraten Liberale.
Alle Naturkostlädchen haben irgendwann mal als „Gartenzwerg“ angefangen und nennen sich nach der nunmehr zweiten „Wende“ – „Schrot und Korn“ oder „Appel und Ei“. Naiv, direkt, verbindend und irgendwie alternativ-politisch muss der Szene-Titel lauten. „Flair“ ist ein eingetragenes Warenzeichen für Neon-Kneipen mit lauter Musik.
Wir entdeckten uns und formten „Wir Liberalen“.
Wer die Nase im Wind hat, baut allerdings längst schon wieder vor und nennt die Dinge bei ihrem – erneut totschicken – urwüchsigen Namen. „Einkaufsladen“ und „Haarschneider“. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann das altväterliche „Zum Löwen“ wieder in ist.
Nur wann wir wieder zu freiheitlichen Demokraten werden, scheint im Moment in nicht abzusehender Ferne zu liegen.
werden, scheint im Moment in nicht abzusehender Ferne zu liegen.
Warum eigentlich? Wir folgen doch sonst so gerne popolistischen Strömungen oder liegt es an den Inhalten?