DIE POLITISCHE SPRACHE

Politik ist die Kunst des Möglichen – das ganze Leben ist Politik
In vieler Munde sind die Begriffe der politischen Sprache, des politischen Sprachgebrauchs und der Politikersprache als Fachsprache.
Hinter diesen Bezeichnungen verbirgt sich der Versuch, die Sprache, die auf der politischen Eben gebraucht wird, einzubegrenzen und zu bestimmen. Die Sprache ist nicht nur für die Politik, sondern für alle Lebensbereiche das bestimmende Kommunikationsmedium. Deshalb erscheint es zwingend notwendig auch innerhalb einer politischen Jugendorganisationen dieses Thema anzusprechen. Diese These der Interessenauseinandersetzung als maßgeblicher Politikfaktor, ermöglicht die Definition von Politik als Bemühen, Antworten auf soziale Fragen der Gegenwart zu finden, ohne dabei im Zeitpunkt der Auseinandersetzung der widerstreitenden Interessen illegitime Mittel zur Realisierung heranzuziehen.
Politisches Handeln bedeutet somit die Wahl der Ziele, die Bestimmung der geeigneten Mittel mit dem bestrebtem Ergebnis, die bestehenden Widerstände abzubauen. Das geeignete Instrument zum Abbau der Widerstände ist die Sprache. Negativ bedeutet dies, dass die Sprache der Politik der Macht wird
Wer mächtig ist versucht die richtige Bedeutung der Wörter vorzuschreiben.
Diese Bedeutung der Sprache für die Politik zu erkennen, bedeutet, der Gefahr einer möglichen Beeinflussung zu entgehen. Dieses Ziel einer ungewollten sprachlichen Beeinflussung entgegen zu können, gilt es zu beachten.
Die Grundüberlegung ist; dasS Politiker und Parteien für ihre Politik zustimmungs Bereitschaft bei denen hervorrufen wollen, für die ihre Politik gelten soll.
Durch geschickte Wortwahl kann eine Differenz von Sprache und Realität entstehen. Der Zugang zu bestimmten politischen Wirklichkeit ist durch neue Worte und Begriffe erschwert. Hierfür lassen sich verschiedenartige Typen und sprachkategorien bestimmen.
Die dabei herausragende Kategorie ist das Hochwertwort. Hochwertworte erfreuen sich im politischen Sprachgebrauch großer Beliebtheit. Hochwertworte verkörpern einen idealen Zustand. Sie idealisieren die jeweilige Idee, in deren Zusammenhang sie gebraucht werden.
Hochwertworte sind beispielsweise Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Sicherheit.
Durch ihren gebraucht macht der Sprecher seinen Standpunkt quasi unantastbar, da jeder der diese Worte angreift gleichsam ihren zugeschriebenen Inhalt in Frage stellt und wer würde schon Gerechtigkeit oder Frieden in Frage stellen?
Diese Hochwertwörter die auch als Fahnenwörter bezeichnet werden, finden in allen politischen Couleurs Verwendung.
Nicht nur in der politischen Rede sondern auch in Parteiprogrammen oder Regierungserklärungen oder Partei Zeitschriften:
So findet man beispielsweise auch in der letzten Ausgabe des Journal liberal hochwertwörter und hochwertwortartige Wendungen wie Sicherheit, politische Kultur, Kunst und Kultur Kunst ist Freiheit und Chancengleichheit.
Ob bewusst oder unbewusst, die Verwendung dieser Wörter bewirkt eine starke Anziehungskraft und dient im weiteren Sinne der Zustimmung bzw der Überzeugung. Somit bedarf es bei dem Gebrauch von Hochwertwörtern einen gewissen Sensibilität, mehr Zuhörer und Leser als vom Verwender. Denn der Verwender vermag durch den Gebrauch von Hochwertwörtern zu lenken und zu beeinflussen.
Andreas Blüthgen