Auf einen Kaffee mit René Rock

In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit den Themen der Energiepolitik. Wir diskutieren über das Thema „Fracking“, erörtern die aktuellen Bestrebungen für eine bessere, klimafreundlichere Energiepolitik und ordnen den aktuellen Zustand ein.
Doch wie sehen diese Unterhaltungen auf landespolitischer Ebene aus? Woran wird in Wiesbaden gearbeitet, um uns im Hinblick auf eine bezahlbare, klimafreundlichere Energiepolitik zuversichtlicher zu stimmen?
Das und mehr durfte ich jemanden fragen, der sich mit diesen Themen auskennt. Er ist nicht nur FDP-Fraktionsvorsitzender im Hessischen Landtag, sondern zudem auch Sprecher für Energiepolitik und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Energie der FDP-Fraktionsvorsitzendenkonferenz. Grund genug also, René Rock in Wiesbaden zu besuchen und ihm ein paar Fragen zu stellen.
Herr Rock, warum sind Sie in die FDP eingetreten?
Freiheit und liberal zu sein waren schon immer wichtige Themen für mich. Meine Mutter ist in den Niederlanden aufgewachsen, wo es eine lange liberale Tradition gibt. Ich habe mich 1990 für die FDP entschieden, also in einer Zeit, in der Hans-Dietrich Genscher zum Architekten der Wiedervereinigung wurde. Das waren die ausschlaggebenden Punkte für mich, bei den Freien Demokraten mitzumachen.
Sie sind unter anderem energiepolitischer Sprecher der FDP im Landtag. Was bedeutet das? Was machen Sie als solcher?
Ich bemühe mich sehr, auch bundespolitisch ein paar Akzente zu setzen. Aber auf Landesebene ist natürlich das Thema Energieversorgung ganz wichtig. Wie wird die aussehen? Wie kann Energie in Hessen bezahlbar bleiben? Da spielen Gaskraftwerke natürlich auch eine große Rolle. Auf bundespolitischer Ebene bringe ich mich über die Fraktionsvorsitzendenkonferenz ein, in der ich Sprecher für Energie bin. Ich habe auch den Koalitionsvertrag der Ampel im Bereich Energie mitverhandelt. Aktuell habe ich auch ein bisschen Sorge, ob wir die richtige Energiepolitik machen, weshalb ich auch umso mehr versuche, mich direkt in Berlin einzubringen.
Für das neue Jahr fassen viele Leute Vorsätze. Was sie erreichen wollen, was sie verändern wollen, was sie gegebenenfalls vielleicht auch beibehalten möchten. Was wünschen Sie sich fürs neue Jahr? Worauf möchten Sie am Ende des Jahres 2023 zurückblicken?
Persönlich habe ich mir vorgenommen, mehr Sport zu machen und vielleicht auch abzunehmen. Das ist aber jedes Jahr das Gleiche nach Weihnachten. Politisch möchte ich mich mit voller Kraft im Landtagswahlkampf einbringen. Ich hätte gerne, dass sich nach neun Jahren Schwarz-Grün in Hessen endlich etwas verändert. Ein Bundesland, dessen Regierung nach so vielen Jahren nichts Neues vorzuweisen hat, braucht endlich Reformen. Zum Beispiel bei der Digitalisierung, aber auch bei der Bildung und der Wirtschaft brauchen wir Fortschritte. Dafür werde ich mich mit all meiner Energie einsetzen.
In unserer aktuellen Ausgabe diskutieren wir die Pros und Contras von Fracking. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Ich sage ganz klar: Fracking ist etwas, das wir auch in Deutschland machen können und auch müssen, wenn wir uns unabhängig von Gaslieferungen aus autoritären Staaten machen wollen. Aus meiner Sicht ist Fracking umweltverträglich in Deutschland möglich. Natürlich gibt es auch andere Bereiche, in denen wir etwas tun können. Wir können die Atomkraftwerke länger laufen lassen, wir können auf „Carbon Capture and Storage“ setzen, also Kohlendioxid abscheiden und speichern. Aber Fracking gehört definitiv in der Zukunft auch in Deutschland dazu.
Aktuell ein immer wichtiger werdendes Thema ist der richtige Umgang mit Klimaaktivisten. Gerade die umgangssprachlich als „Klima-Kleber“ bezeichneten Aktivisten rücken bei dieser Diskussion immer mehr in den Vordergrund. Wie halten Sie es mit dieser Art des Protests?
Eine Gesellschaft muss schon etwas an Protest aushalten können. Ich finde, dieser Protest der „Klima-Kleber“ ist dann nicht mehr zu akzeptieren, wenn er das Leben von Mitbürgerinnen und Mitbürgern gefährdet, oder wenn die Aktivisten eine Grenze überschreiten, weil sie kilometerlange Staus verursachen oder Rettungskräfte auf dem Weg zum Einsatz gefährden. Dann muss man die Gefährdenden zur Verantwortung ziehen, und der Rechtsstaat muss eine Strafe verhängen.
Gerade mit dem Blick in die Zukunft ist das Thema Energiepolitik wahrscheinlich eines der wichtigsten Themen für junge Leute, weil diese mit den möglicherweise irreparablen Folgen der heutigen Entscheidungen leben müssen. Wie sehen Sie das?
Energie ist die Basis für unseren Wohlstand. Wir wollen, dass unsere Kinder und junge Menschen in Zukunft auch noch in Wohlstand leben. Dafür brauchen wir eine vernünftige Energiepolitik, die sich an den Realitäten orientiert, an dem, was umsetzbar ist. Das bedeutet dann auch, dass wir jetzt übergangsweise Gas einsetzen müssen und dieses dann sukzessive durch Wasserstoff ersetzen können. Was wir jetzt angehen müssen, ist, dass die alten Braunkohlekraftwerke nicht mehr ans Netz gehen. Um das im Sinne des Klimaschutzes zu verhindern, kann man Atomkraftwerke länger laufen lassen.
Ansonsten muss die Klimapolitik rational, marktwirtschaftlich und wissenschaftlich betrieben werden. Da spielt die Forschung eine große Rolle. Ich bin beispielsweise auch ein Fan der Kernfusion und hoffe, dass Hessen ein Standort für Forschungsreaktoren in der Kernfusion werden kann. Das sind alles sehr wichtige Zukunftsthemen.
Wir alle können, wenn auch nur im Kleinen, unseren Beitrag zu einer besseren Zukunft leisten. Wie sieht das bei Ihnen persönlich aus?
Wir sind alle gefordert, uns zum Beispiel Geräte anzuschaffen, die weniger Energie verbrauchen. Aber mit Einsparmaßnahmen allein werden wir das Problem nicht in den Griff bekommen. Dass wir signifikant Energie sparen, haben wir bislang, außer in Wirtschaftskrisen und in der Pandemie, noch nie erlebt. Allein die Rechenzentren, deren Zahl aufgrund immer neuer Anwendungen im Internet weiter steigen wird, fordern schon viel Energie. Zentral ist also, wie die Energie erzeugt wird und wo sie herkommt. Es wird entscheidend sein, wie wir klimafreundliche Energie erzeugen.
Nun sind wir auch schon am Ende unseres Interviews angekommen. Dieses möchte ich aber nicht beenden, ohne Ihnen die Möglichkeit zu geben, ein paar Worte an unsere Leserinnen und Leser zu richten.
Ich bin davon überzeugt, dass wir, gerade hier in Hessen, ein wichtiges Jahr vor uns haben. Wir müssen uns alle als Liberale einsetzen, damit Hessen ein Land des Fortschritts wird, das mehr aus seinen Möglichkeiten macht. Das bedeutet vor allem, diese schwarz-grüne Regierung des Stillstandes abzulösen. Und dazu gehört es, dass wir uns alle engagiert in diesem Wahlkampf einbringen für eine moderne, weltoffene, aufstiegsorientierte, leistungsbereite Gesellschaft.
Vielen Dank für das Interview!