40 Jahre hessische JuLis im Bundesverband
Seit nunmehr 40 Jahren gibt es den Bundesverband der Jungen Liberalen. Dabei baute der hessische Landesverband schon früh, unmittelbar nach der Anerkennung als Jugendorganisation der FDP, für eine solche Organisation durchaus professionelle Strukturen auf. Als Schaltzentrale und Geschäftsstelle fungierte anfangs noch der ehemalige Kopierraum der Frankfurter FDP, bis es uns mittlerweile in die Wiesbadener Moritzstraße verschlagen hat. Der Verband stand dabei abgesehen von den Räumlichkeiten selten still. So wie es sich für junge und engagierte Liberale nun mal gehört.
Während die anfänglichen jungliberalen Freiheitskämpfer ihre Mitteilungen an die Presse noch persönlich überbrachten, reicht heute für die Kommunikation nach außen ein Klick und die frohe Kunde wird per E-Mail, Instagram oder Facebook unter die Leute gebracht. Dort, wo jedes Schreiben an die Mitglieder über die FDP-Landesgeschäftsstelle versandt werden musste, kommunizieren die Jungen Liberalen Hessen mittlerweile über eine eigene App.
Nach anfänglichem Aufbau durch den Landesverband, Höhen- und Tiefflügen, verfügen die Jungen Liberalen Hessen aktuell, bis auf einen schwarzen Fleck, über Verbände im ganzen Land – von Bad Karlshafen bis Hirschhorn und zählen ca. 1.200 Mitglieder.
In 40 Jahren Julis kommen so einige Geschichten zusammen: von steckengebliebenen Aufzügen bei Landeskongressen, ruinierten Kegelbahnen, eher unbekleideten LaKo-Teilnehmern im Hotelfoyer bis hin zu medialer Aufregung.
Unvergessen bleiben Zeitzeugen neben geschlossenen Freundschaften – oder sogar Ehen -, krisengeschüttelten Lebern und der zahlreichen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung vor allem auch verschiedenste Aktionen des Landesverbands und der Kreisverbände. So plakatierten die Kasseler JuLis um den jetzigen Bundestagsabgeordneten Matthias Nölke und den späteren Landes- und Bundesvorsitzenden Lasse Becker zu einer Kommunalwahl die Domain der Internetseite www.nackte-tatsache.de, um auf das Thema Generationengerechtigkeit
„Bald steh die Jugend nackt da“
aufmerksam zu machen und die jungliberalen Kandidaten vorzustellen. Problem: das Kasseler Ordnungsamt gab die Adresse leicht verändert ein und landete auf einer weniger politischen Seite des Internets.
Durch die kritische Haltung der hessischen JuLis in der Spendenaffäre um den damaligen Ministerpräsidenten Roland Koch landete man sogar vorne auf der Bild-Zeitung und gab ein Liveinterview beim Morgenmagazin von ARD und ZDF. Später lud man diesen, neben Wolfgang Kubicki und Michel Friedman zum Landeskongress ein, um neben der Spendenaffäre auch die damaligen Antisemitismus-Vorwürfe gegen Jürgen Möllemann zu diskutieren.
Für große politische Aufregung sorgte in Hessen der Versuch, eine rot-rot-grüne Koalition zu bilden und Andrea Ypsilanti zur Ministerpräsidentin zu wählen. Vor dem Parteitag der SPD wandelten zwei Landesvorstandsmitglieder das Y der Ypsilanti-Kampagne mit Schaumstoff in eine Pinocchio-Nase um. Ob diese Aktion womöglich die Koalitionsbildung verhindert hat? In jedem Fall erklärten vier Landtagsabgeordnete der SPD nach dem Parteitag, dagegen zu stimmen. Die Koalition kam nicht zu Stande, es gab Neuwahlen und die FDP konnte ihr Ergebnis von 9,4 auf 16,2% verbessen.
Für Furore sorgten ebenso Aktionen anlässlich des Bundesparteitags der Grünen mit dem Motto:
„Grüne Männchen gehören auf den Mars – nicht ins Parlament“.
Inklusive Verkleidung als solches Marsmännchen. Weil die Demonstration nicht angemeldet war, forderte die Partei die Versammlung dazu auf, sich zu bewegen. Also marschierten die Julis mit ihrem Marsmännchen (in Wahrheit war es ein Marsweibchen, nämlich die heutige Landtagsabgeordnete Wiebke Knell) und ihren Schildern einfach vor dem Eingang des Hotels auf und ab.
Weil man immer reicher um Ideen als um Geld war, mussten oftmals innovative Ideen zum Auffüllen der Wahlkampfkassen herhalten. So übernahmen beispielsweise die Frankfurter Julis gegen eine Spende die gesamte Plakatierung der Mutterpartei in der hessischen Metropole und finanzierten sich somit eine Jungwähler-Party in einer Frankfurter Disco unter der Anwesenheit des damaligen Bundesvorsitzenden und Außenministers Klaus Kinkel.
Programmatisch konnten die Jungen Liberalen in Hessen auch einige Akzente setzen und beweisen, dass jungliberale Ideen, auch der kleinsten Gliederungen, Einzug in die Parlamente finden können. Mit der doch eher konservativeren hessischen FDP hatten wir in der Geschichte immer ausreichend Reibungspunkte. Neben historischen Debatten über den Umgang mit der CDU-Spendenaffäre fallen in die Neuzeit Erfolge wie die Aufnahme der Legalisierung von Cannabis in das Landtagswahlprogramm. Eher liberale Landesregierungen aus anderen Bundesländern schöpfen dabei gleichermaßen von unseren Ideen wie unsere eigene eher illiberale: über viele Umwege fanden Beschlüsse der Jungen Liberalen Hessen zum Freibetrag bei der Grundsteuer und zum Rollerführerschein ab 15 ihren Weg in die Gesetzessammlungen der Länder.